Erfahrungen mit dem Kinderanhänger Kindercar Twin Safe MX

Prima Anhänger für Vielfahrer

Vorweg: auch dieser Text ist noch im Aufbau. Manche Punkte existieren nur als Überschrift, sind noch nicht mit Inhalt gefüllt. Andere sind nur knapp und stichpunktartig aufgeführt. Ich werde diese Lücken allmählich versuchen zu schließen.

Auswahl und Kauf

Die Geburt des zweiten Kindes stand an und es war absehbar, dass unser Chariot CX 1 als Einsitzer nicht mehr ausreicht. Wir entschieden und für das Modell Twin Safe MX der Firma Kindercar. Da an unserem neen Wohnort das Angebot an Radhändlern mit Kinderanhänger-Erfahrung ziemlich dünn ist, bestellten wir direkt beim Hersteller mit dem Multisitz, der besseren bereifung (Schwalbe Marathon) der Babyschale und dem Befestigungsset dafür sowie dem Joggerrad und der Skaterbremse. Der Kauf des Anhängers war Mitte 2012. Kein billiges Vergnügen, aber wir nach dem Erfolg mit dem ersten Anhänger war es uns klar, dass auch der zweite Anhänger intensiv genutzt wird.

Der Aufbau war problemlos, die Befestigung des Wimpels wirkt etwas improvisiert, funktioniert aber. Ein Detail, welches mir nach den Chariot-Erfahrungen sehr gut gefallen hat: Das LED-Batterierücklicht ist mit der stabilen Alu-Wanne verschraubt. eine Robuste Lösung, die nicht die Diebstahlgefahr der sonst üblichen Anststeck-Leuchten mit sich bringt.

Die Montage der Babyschale war recht einfach, das Festklemmen mit den Schaumstoffkeilen wirkt nicht sonderlich elegant. Die Position des Kindes ist stärker liegend als in der Baby-Hängematte des Chariot CX. Mir erscheint das als sinnvoill. Die erste Fahrt hat unser Kleiner im Alter von 7 Tagen gemacht, der große musste damals noch 14 Tage warten, bis er im Kinderanhänger mitfahren durfte.

Der Chariot CX 1 (Baujahr 2009) ist bei uns weiterhin im Einsatz. Mitunter fahren wir mit den Kindern unabhängig voneinander. Von daher habe ich mich im Nachhinein überhaupt nicht geärgert, erst nur einen Einsitzer erstanden zu haben und nun nocheinmal in "Kaufzwang" gekommen zu sein.

Alltagsnutzung

Der Anhänger fühlt sich etwas behäbiger an als der Chariot CX, ist natürlich als Version für zwei Kinder breiter und von der Bauweise mit fester Aluwanne auch robuster. Enge Durchfahrten oder Schmale Supermarktkassen trennen mitunter den Chariot CX von Kindercar. Nun ja ...

Der Platz für die Kinder ist im Kindercar-Anhänger deutlich großzügiger, das Gesicht ist nicht so dicht hinter der Plane, strampelnde Beine stossen nicht ständig gegen das Verdeck.

Die Befestigung der Deichsel wirkt sehr solide und gefällt mir deutlich besser als die "VersaWing" des Chariot CX.

Von Anfang an aufgefallen ist mir ein deutlich lauteres Kurvengeräusch des Anhängers verglichen mit dem Chariot CX. Das liegt zum Teil sicherlich an der Aluwanne des Kindercar, die als Resonanzboden wirkt.

Stärken und Schwächen

Bei Regen

Die feste Aluwanne macht bei Nässe eine deutlich bessere Statur als der Stoffboden des Chariot CX, der Anhänger ist damit doch deutlich schlechtwetterfester.

Ein Problem ist die Skaterbremse, beim Kindercar als klassische Felgenbremse - damit bin ich auch beim Chariot nicht zufrieden. Sie ist exponiert, steht ein wenig über den seitlichen Rahmen vor und bekommt bei engen Durchfahrten leicht einen Schlag ab und verstellt sich. Zudem ist die Bremse an einer Stelle montiert, in der sie viel Schmutz abbekommt und dann unzuverlässig arbeitet. Die gleichmäßige Verteilung der Bremskraft auf rechtes und linkes Rad funktioniert bei leichter Korrosion der Bowdenzüge wie sie im Alltag schnell auftritt nicht sehr gut. Ingesamt funktioniert diese Lösung ähnlich schlecht wie bei unserem Chariot CX auch dort eine Trommelbremse (mit eben anderen Tücken) verbaut ist.

Fahrwerk

Der Kindercar-Anhänger hat zwei einzel aufgehängte und mittels Elastomere gefederte Räder. Dadurch gelingt es trotz recht großer durchgehender Alu-Wanne den Schwerpunkt niedrig zu halten. Da die Räder nicht auf einer Achse montiert sind, scheinen sie zu einem gewissen Eigenleben zu tendieren. Die Achse der Räder neigt sich in Kurven zur Seite, die Räder "pendeln", ich habe den Eindruck, daß sie auch nicht mehr strikt parallel laufen, was das lautere Kurvengeräusch erklären könnte und auch das subjektive Gefühl erklären könnte, der Anhänger entfalte in schärferen Kurven eine gewisse Bremswirkung, die mir beim Chariot so nicht aufgefallsn ist. Zumindest führt das Pendeln der Räder dazu, daß die Bremsbeläge der Felgenbremse nicht gleichmäßig und plan abgenutzt werden, was wiedrum die Bremswirkung beeinträchtigt.

Wodurch auch immer: bei uns kam es nach 1,5 jahren zu einer Lockerung des Ausfallendes: das ist sicher kein akutes Sicherheitsproblem, verstärkt aber das Pendeln des Rades.

Im Vergleich ist mir mittlerweile die gefederte Starrachse des Chariot CX sympathischer, auch wenn wir hier Probleme hatten (Bruch der Radaufhängung)

Möglicherweise auch "nur" ein Folgefehler, aber die Achsen der Schnellspanner sind mir mehrfach verbogen - und nach biegen kommt dann bekanntlich das Brechen. Ärgerlich: die Schnellspanner sind sehr kurz und Ersatz ist im Fahrradhandel nicht zu bekommen. Um die Fahrtüchtigkeit des Anhängers wiederherzustellen musste ich einen vorhandenen Schnellspanner mit Eisensäge und Gewindeschneider behandeln

Sicherheit

Unfreiwilliger Test: ein Autofahrer hat so getan, als ob er helten wollte und ist dann losgefahren, als ich knapp vor im war. Er fuhr mir von links seitlich in die Deichsel und den Anhänger, der Anhänger überschlug sich seitlich und mich hat es dadurch auch mit dem Fahrrad umgerissen. Hat ziemlich geknallt.

Im Anhänger saß zu dem Zeitpinkt mein 1,5 Jahre alter Sohn alleine auf der linken Seite, angeschnallt, ohne Helm. Er hat natürlich einen Riesenschrecken bekommen, ist aber ansonsten unversehrt davongekommen. Zumindest diesen unfreiwilligen Sicherheitstest hat der Anhänger also glänzend bestanden.

Der Anhänger selber hat durch den Unfall schwere Schäden davongetragen, unter anderem eine völig verbogene Deichsel und massive Materialabschürfungen am umlaufenden Alugestänge an der Stelle, wo es beim Überschlag auf dem Asphalt schürfte. Das scheint (abgeschlossn ist das Verfahren noch nicht) auf einen wirtschaftlichen Totalschaden hinauszulaufen. Aber so sind mir die Prioritäten sehr recht: Kind heil, Anhänger kaputt.

Kundenservice

Ich habe den Anhänger mangels lokalem Händler direkt beim Hersteller gekauft. Und da bin ich mit dem Kundenservice mehrfach unglücklich. Offenbar ist man bei der Firma Kindercar so sehr ausgelastet, das Anfragen per Mail nur ein geringem Maße beantwortet werden und versprochene Ersatzteile (beispielsweise oben genannte Schnellspanner) erst nach wiederholtem Erinnern verschickt werden. Das ist sehr, sehr lästig, wenn man den Anhänger als Alltagsgefährt einsetzt.

Die benötigten Ersatzteile habe ich dann aber auf Kulanz bekommen. Dennoch: den Kundenservice von Chariot durch ZweiPlusZwei habe ich da als deutlich verbindlicher und zuverlässiger erlebt.

Bereifung

Wir haben gegen Aufpreis die Schwalbe-Marathon-Bereifung gewählt und sind damit gut gefahren. Nach dem Unfall hatte der Leihanhänger die Standard-Bereifung, die qualitativ doch einfacher wirkt und ein Profil hatt, welches Splitter geradezu von der Straße aufsaugt. Für Vielnutzer ist der Aufpreis für die Marathon-Bereifung sicher eine gute Wahl.

Zumindest bei unserem Modell reicht der Platz nicht für breitere Reifen, der Innenraum wurde dafür etwas verbreitert. Gerade bei schlechten Straßenverhältnissen wie etwa Schnee wären breitere Reifen sicher angenehmer (der Chariot hat von mir einen Satz Big Apple bekommen.

Die schmalen Reifen benötigen recht schmale Schläuche, auch diese waren im lokalen Radhandel nicht vorrätig, zumal ich Sclaverand-Ventile gegenüber der dor montierten Auto-Ventilen bevorzuge.

Transport im Auto

Selten wird der Anhänger nicht hinters Fahrrad gehängt, sondern mit dem Auto transportiert. Deichsel und Fahne müssen abgenommen werden, dann passt der Anhänger in den Kofferraum unseres VW Caddy. Der nur einsitzige Chariot CX 1 muß deutlich weiter demontiert werden, aber das kann bei einer anderen Form des Kofferraumes natürlich ganz anders aussehen. Für uns: Klarer Vorteil beim Kindercar.

Fazit

Der Anhänger ist bei uns praktisch täglich im Einsatz - auch im Winter. Insgesamt ein schöner und robuster Anhänger mit vielen Stärken aber auch Schwächen, letztere insbesondere beim Fahrwerk und bei dem Service durch den Hersteller.

Müsste ich nocheinmal einen Anhänger neu kaufen, die Entscheidung zwischen Chariot CX und Kindercar Twin Safe MX fiele mir recht schwer. Der robustere Aufbau und das für die Kinder größere Platzangebot würde mich wohl dazu veranlassen, einen Kindercar-Ahänger zu kaufen.

Bewertung: 4,5

Links

Sebastian Niehaus, GnuPG-Key-ID: 53FD39DD
GnuPG-Fingerprint: 0E7D BAFD BD6F BFEE F677 1B1F A958 F956 53FD 39DD
Bewertet von Sebastian Niehaus
Last modified: Thu Apr 10 12:41:11 CEST 2014
$Id: Kindercar-Twin-Safe-MX-Kinderanhaenger-Erfahrungsbericht.html,v 1.3 2014/04/10 10:41:24 niehaus Exp $